Antworten statt Links – Sichtbarkeit neu gedacht
3. Juli 2025
Autor:
Bernd Baltz (cyperfection)
Lesezeit:
8 min
Tags:
KI, Sichtbarkeit, GEO, Healthcare, HCP, B2B

Auch Google selbst experimentiert mit KI-generierten Overviews, die Antworten direkt in den Suchergebnissen liefern – ohne dass Nutzer auf eine Website klicken müssen. Die Konsequenz: Sichtbarkeit entsteht nicht mehr nur über Rankings, sondern durch Zitate in KI-generierten Antworten. Wer dort nicht vorkommt, bleibt zunehmend außen vor – trotz hochwertiger Inhalte.
GEO verstehen: Was neue Sichtbarkeit heute bedeutet
In diesem neuen Suchumfeld gewinnen Begriffe wie GEO (Generative Engine Optimization), GAIO oder LLMO an Bedeutung. Hinter diesen Akronymen steckt kein technisches Spezialwissen, sondern ein strategischer Ansatz: Inhalte müssen heute so aufbereitet sein, dass sie von KI-Systemen nicht nur erkannt, sondern auch verstanden und zitiert werden können.
Dabei geht es weniger um technische SEO-Maßnahmen als um die Frage: Wie beschreiben wir unsere Themen so, dass sie für Menschen und Maschinen gleichermaßen nachvollziehbar sind? Und wie positionieren wir unsere Marke so, dass sie als relevante Quelle in einem KI-generierten Antwortsatz auftaucht?
Selbstverständlich gibt es nach wie vor ein Nebeneinander verschiedener Ansätze und Handlungsoptionen, die aber aufeinander einzahlen können: GEO-Maßnahmen konkurrieren nicht zwingend mit klassischer SEO – viele Optimierungsmöglichkeiten wirken sich auch positiv auf die gewohnten Suchmaschinen aus. Laut einer aktuellen Analyse bringt eine Position 1-Platzierung bei Google eine 25-prozentige Chance, in entsprechenden Suchanfragen als AI Overview aufzutauchen. Und wer sich nicht zu sehr von der KI-Suche abhängig machen möchte, kann auch verstärkt auf Omnichannel-Marketing setzen.
Wie immer man den Marketing- und Kommunikations-Mix gestaltet: In GEO zu investieren, bedeutet einen gewissen Aufwand, der sich aber auszahlt. Denn wer es schafft, mit seinen Inhalten Teil von KI-Antworten zu werden, profitiert gleich mehrfach:
Vorteil | Wirkung |
---|---|
Sichtbarkeit in KI-Antworten | Präsenz genau dort, wo Entscheidungen beginnen |
Hochwertiger Traffic | Nutzer:innen aus KI-Quellen sind oft informierter und näher an der Conversion – auch die Verweildauer ist oft höher, wenn Besucher:innen über KI-Antworten kommen |
Stärkere Markenautorität | Wer als Quelle genannt wird, gewinnt Vertrauen |
Früher Wettbewerbsvorteil | Sichtbarkeit, bevor andere reagieren |
Strategischer Dateninput | GEO-Analysen liefern wertvolle Insights für Marketing, PR & Contentplanung |
Diese Vorteile lassen sich inzwischen auch ganz konkret in der Praxis beobachten – etwa bei Patienten:innenplattformen im Gesundheitsbereich oder in der B2B-Kommunikation.
GEO in der Anwendung: Drei typische Use Cases
Patient:innenplattformen im Pharma-Umfeld: Spagat zwischen Struktur und Empathie
Patient:innen – insbesondere bei seltenen Erkrankungen – suchen Orientierung oft noch vor dem Arztbesuch. KI-Systeme werden immer häufiger zur ersten Anlaufstelle. Genau hier entscheidet sich: Welche Inhalte helfen wirklich weiter? Und welche Marke steht dahinter?
Patient:innenplattformen sind in einer Hinsicht ein besonders interessanter Fall: Um stattzufinden, also gefunden und genutzt zu werden, ist es notwendig, dass sie auf KI-Recherche zugeschnitten sind – nutzerzentriert, regulatorisch sauber, maschinenlesbar. Large Language Models, die als Suchmaschinen fungieren, legen auf solch strukturellen Aspekte enormen Wert. Worauf diese „maschinelle Zielgruppe“ aber eher verzichten kann, sind emotionale, empathische Aspekte – also genau die Dinge, die eine funktionierende Patient:innenplattform eben unbedingt auch braucht.
Die Konsequenz für Pharma- und Healthcare-Unternehmen und beratende Agenturen: Mehr denn je geht es darum, UX mit allem, was Mensch und Maschine bedient, für Nutzer:innen und Marke bestmöglich zu optimieren. Und das sind aus unserer Sicht letztendlich sehr gute Nachrichten. Denn, es mögen sich vielleicht die Vorzeichen geändert haben, aber um Nutzerzentriertheit und Empathie geht es in der Patient:innenkommunikation im Pharma-Sektor ja nicht erst seit gestern.
Typische Strukturen, die Websites tauglich für die KI-Suche machen, sind u.a.:
- Inhalte entlang typischer Fragen, wie z.B. „Was ist SMA?“
- Plattform-Architektur mit Glossaren, Infografiken und Modulen – ohne Produktnennung, aber mit klarer Markenhandschrift
- Wissensmodule, die auf E-E-A-T-Kriterien (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trust) abgestimmt sind
- UX und semantische Struktur, die sowohl Menschen als auch Maschinen Orientierung gibt
Fachkommunikation für HCPs
Auch Fachärzt:innen nutzen KI-gestützte Systeme für schnelle Einblicke in Studien, Wirkmechanismen oder Guidelines – und daher ist auch hier die Herausforderung, dafür zu sorgen, dass medizinische Inhalte dort erscheinen, wo HCPs zuerst suchen. UX-Mittel der Wahl sind hier z.B.:
- Content-Formate für GPT & andere Med-Prompt-optimierte Tools
- Strukturierte Studienübersichten, indikationsspezifische Landingpages, Mechanismus-Darstellungen
- Integration zitierfähiger Quellen, medizinischer Autor:innen und DOI-Referenzen
- Veröffentlichung auf relevanten Drittseiten und Fachportalen
B2B-Corporate Websites
Auch im B2B läuft die erste Recherche überwiegend über KI. Besonders bei erklärungsbedürftigen Produkten entscheidet die digitale Sichtbarkeit darüber, ob ein Anbieter überhaupt auf dem Radar erscheint.
Der strukturelle Leitfaden für den B2B-Bereich bildet in der Regel diese Punkte ab:
- Inhalte entlang realer Nutzerfragen, nicht nur entlang von Produkthierarchien
- Strukturierte Lösungsseiten statt Kategorieseiten
- Optimierung technischer Inhalte für GPT-basierte Systeme
- Thought Leadership sichtbar machen: Fachwissen gezielt platzieren
- Themencluster schaffen, um internationale Auftritte semantisch konsistent zu halten
Fit für die neue KI-Suchwelt: ROI statt Risiken
In GEO zu investieren rechnet sich in mehrfacher Hinsicht. Zunächst verhindert rechtzeitiges Rüstzeug für die KI-Suche, mittelfristig in kommunikative Fallen durch Unsichtbarkeit zu tappen. Sinkender Website-Traffic durch Zero-Click-Answers kann dann ein weiterer Schritt in die Abwärtsspirale sein, die schließlich verpasste Leads trotz gleichem Marketingbudget bedeutet – und letzten Endes Verlust von Markenwahrnehmung und Wettbewerbsvorteilen.
Dagegen profitieren Unternehmen, die ihre Weichen rechtzeitig gestellt haben, von einer deutlich höheren Sichtbarkeit, während gleichzeitig das benötigte Media-Budget sinkt. Durch den Einsatz gezielter, KI-basierter Trafficquellen steigt zudem der Return per Lead erheblich. Im Gegensatz zu kurzfristigen Kampagnen entfaltet GEO seine Wirkung langfristig und sorgt für eine nachhaltige Performance. Unternehmen werden unabhängiger von Schwankungen der TKP-Preise oder steigenden Plattformkosten. Bereits wenn GEO lediglich 10 % des bisherigen Paid-Traffics ersetzt, können, je nach Branche, Monat für Monat Einsparungen in Höhe von mehreren Tausend Euro erzielt werden.
Es lohnt sich also, nicht zu zögern und digitale Ökosysteme fit für diese neue Suchwelt zu machen. Und auch wenn die Sichtbarkeit in der KI-Suche erst in naher Zukunft über Wahrnehmung, Reichweite und Relevanz Ihrer Marke entscheidet: Die nötigen Weichen können schon jetzt gestellt werden, fundiert, kreativ und auf die jeweiligen Bedarfe von Unternehmen und Marken zugeschnitten.